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Rainbow Six Siege – Sind Taktik-Shooter bald wieder in?
15.04.2015 19:09
Ins Shooter-Genre, das seit Jahren ohne große Neuerungen auskommt, möchte Entwickler und Publisher Ubisoft mit Rainbow Six: Siegefrischen Wind bringen. Es ist der neuste Teil der bekannten Taktik-Shooter-Reihe, deren letzter Ableger nun bereits sieben Jahre zurückliegt. Wir haben einen ausführlichen Blick auf die Closed Alpha geworfen und klären, ob Rainbow Six Siege gegen Konkurrenten wie CS:GO und Battlefield die Taktik ins Taktik-Shooter-Genre zurückbringt.
Tester sollen Verbesserungsvorschläge liefern
Um es direkt zu Beginn zu sagen: Die Closed Alpha war offensichtlich ein sehr frühes Stadium des Spiels. Fehlende und unfertige Texturen, Animations-Bugs, provisorische und unbedienbare Menüs, Probleme mit der Kollisionsabfrage, das alles und noch mehr mussten die Alpha-Spieler „ertragen“. Das ist aber okay, schließlich war die Alpha nicht für die Spieler, sondern für Ubisoft gedacht; es ging darum, Fehler und Verbesserungsvorschläge zu sammeln, um diese für die geplante Beta von Rainbow Six: Siege umzusetzen. Klar ist jetzt aber auch, dass da noch einiges an Arbeit auf die Entwickler zukommt, von den noch fehlenden Inhalten mal ganz abgesehen. Jede Map bietet verschiedene Zugriffs- und Verteidigungspunkte
Anspielen durften wir in der Alpha nur einen Modus auf zwei verschiedenen Karten. Der bereits gut funktionierende „Hostage“-Modus setzt zwei Teams mit jeweils fünf Spielern gegeneinander. Ein Team muss die NPC-Geisel an einer bestimmten Position für drei Minuten verteidigen, das andere Team sie befreien und in Sicherheit bringen. Alternativ gewinnt ein Team jeweils, wenn das andere Team restlos eliminiert wurde bzw. die Verteidiger, wenn die Zeit abgelaufen ist.
Rainbow Six: Siege – Die Taktik entscheidet
Schon vor der eigentlichen Action geht es mit der Taktik los: Beide Teams müssen per Abstimmung unter den jeweiligen Mitgliedern entscheiden, wo sie starten. Auf der Map „Haus“ können wir als Verteidiger beispielsweise unsere Position im Wäschekeller oder im Schlafzimmer beziehen. Jede Location birgt bestimmte Vorteile und Nachteile, die man aber natürlich erst herausfinden muss. Auf der anderen Seite entscheiden die Angreifer, von wo aus die Offensive beginnen soll. Die zweite Map „Flugzeug“ bietet bspw. die Möglichkeit, vom Rollfeld aus durch drei verschiedene Seiten oder sogar von einem Flügel aus in das Flugzeug einzudringen.
Zu Rundenbeginn gibt es eine 40-sekündige Vorbereitungszeit. Die dient vor allem dazu, dass die Verteidiger sich organisieren können: Nun gilt es, die gewählte Position zu befestigen. Dazu lassen sich Durchgänge verriegeln, Fenster vernageln und Wände verstärken. Natürlich weiß aber niemand, woher die Angreifer kommen werden. Dafür wissen diese wiederum zu Beginn nicht, an welchem Ort die Geisel gehalten wird. Das können sie jedoch herausfinden, denn in der Vorbereitungsphase steuert jeder Angreifer eine Drohne. Findet jemand die Geisel, wird ihre Position in der Spielrunde sodann markiert. Das ist hilfreich, denn ansonsten muss in kürzester Zeit das gesamte Areal abgesucht werden. Während der Runde dienen nicht zerstörte Drohnen als stationäre Kameras, auf der Gegenseite haben alle Verteidiger Zugriff auf vorinstallierte Kameras.
Teamwork ist wie erwartet extrem wichtig. Die fünf verschiedenen Klassen pro Seite haben ganz unterschiedliche Waffen und Gadgets, zudem hat jede eine Besonderheit. So errichtet einer der Verteidiger besonders stabile Mauer, während ein anderer Giftgas nutzen kann. Es gilt also, die verschiedenen Fähigkeiten zu kombinieren, denn durch kopflose Sturmangriffe kann man das Spiel nicht gewinnen; nicht, wenn ein einzelner Headshot aus einer Maschinenpistole zum Tod führt. Kommunikation ist der Schlüssel zum Sieg, selbst gefallene Teammitglieder können ihre Kameraden noch unterstützen, indem sie die Kameras nutzen und die Position der Gegner callen. Dazu ist aber auf der anderen Seite nötig, dass man die Map extrem gut kennt – ein Casual Game wird Rainbow Six Siege sicherlich nicht.
Planung ist enorm wichtig
Nach jeder Runde wechseln ähnlich wie bei Counter-Strike die Seiten. Das Team mit den meisten Siegen gewinnt am Ende das Spiel. In jeder Runde werden die Rollen neu verteilt und die Teams wählen neue Einstiegspositionen – das bringt Dynamik ins Spiel. Diejenigen, die den nächsten Schritt der Gegner voraussehen, haben einen entscheidenden Vorteil. Apropos Dynamik: Die Maps sind keineswegs starr vorgegebene Gebilde. Schüsse aus dem Sturmgewehr schlagen Löcher in die dünnen Wände, durch welche wir dann auf Gegner schießen können. Haben wir C4 dabei, können wir gar ganze Wände oder Befestigungen sprengen. Eine Zerstörungsorgie wie in dem E3-Trailer blieb aber leider aus, und besonders zuverlässig oder effektiv wirkte das System noch nicht.
In der Alpha herrschte noch ein akuter Mangel an Waffen und Gadgets. Gerade mal zwei primäre und zwei sekundäre Waffen pro Klasse gab es auszuwählen, dazu zwei Gadgets wie bspw. Stacheldraht oder Granaten. Rainbow Six Siege hat das Potential, durch die individuelle Gestaltung für jeden einzelnen Einsatz sehr dynamisch und persönlich zu werden, aber das wird nur gelingen, wenn hier zum Release noch viel mehr Auswahlmöglichkeiten bestehen.
Viel Spaß hat es aber schon gemacht: Die kurzen Runden versprechen schnelle Action. Ein Zugriff in wenigen Minuten ist purer Nervenkitzel, bis der letzte Gegner oder man selbst gestorben ist. Der kleinste Fehler zu jeder Zeit bedeutet den Tod, die verschiedenen Gadgets eröffnen spielerische Tiefe. Mit Sicherheit werden sich im Lauf der Zeit diverse Taktiken etablieren, denn Rainbow Six Siege gibt dem Spieler nur wenige Limits in der Art des Vorgehens. Die Absprache mit dem Team steht dabei immer an vorderster Stelle und Teamwork wird entsprechend belohnt. Wenn der Erste die Wand zum Geisel-Raum aufsprengt, ein Zweiter eine Blendgranate durch die entstandene Lücke wirft und daraufhin ein Dritter mit einem Sturmgewehr den Raum sichert, ist das ein unglaublich befriedigendes Gefühl. Und vielleicht springen ja gleichzeitig auf der anderen Seite die beiden restlichen Teammitglieder durch ein Fenster – ja, das wirkt authentisch und lässt einem das Adrenalin ins Blut schießen. Das einzige Problem: Wie spricht man so etwas mit zufälligen Teammitgliedern ab? Für mehrere Freunde oder auch den eSports wird sich Rainbow Six Siege zu Release aber vermutlich geradezu anbieten.
Fazit zur Rainbow Six: Siege Alpha
So richtig beeindrucken konnte mich die Closed Alpha nicht. Ich hatte ein taktisches, langsames Spiel erwartet und habe etwas bekommen, was sich durch die kurzen Runden wie ein Mix aus Battlefield und CS:GO anfühlt. Eins steht fest: Rainbow Six Siege braucht noch viel Arbeit. Aber sollte Ubisoft es schaffen, das Spiel bis ins kleinste Detail zu polieren, könnte es ein richtig guter Multiplayer-Shooter werden. Ohne Freunde zu spielen sehe ich aber bislang kritisch: Die Kommunikation im Spiel ist viel zu wichtig für den Erfolg, um mit zufälligen Spielern zusammen Großes reißen zu können. Außerdem befürchte ich eine gewisse Routine im Gameplay: Wenn die Spieler erstmal die Maps kennen, wird auch klar sein, welche Spawn-Plätze die besten sind und welche Laufwege man nutzen sollte. Dann ginge viel von der Dynamik verloren, die die Closed Alpha ausmachte. Aber es war nun einmal auch nur eine Alpha und vorschnell zu urteilen wäre fehl am Platz – Die Grundbedingungen stimmen auf jeden Fall.
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