PANTHERS-Gründer Actus: Deutsche Teams fordern zu viel

06.06.2016 21:46

imagePANTHERS Gaming Berlin ist dem aufmerksamen Esports-Fan mit Sicherheit ein Begriff. Wir haben den CEO der deutschen Organisation, Steven ‚actus‘ Gallasch, getroffen und mit ihm über das Projekt, das aktuelle Lineup, aber auch über die Probleme der deutschen Teams gesprochen. Darüber hinaus erklärt er, welchen Aufwand ein Gründer aufbringen muss und gibt Tipps, um selbst ein Team oder eine Organisation erfolgreich aufzubauen.



„Als deutsche Organisation ist der deutsche Markt in unseren Augen schon ein Muss.  Natürlich ist es sehr schwer gute Teams zu finden, ohne die richtigen Sponsoren an der Seite.“

escene: Hallo Steven. Ich würde dich zu Beginn bitten, einmal dich wie auch deine Organisation „PANTHERS“ vorzustellen, damit alle Leser wissen mit wem sie es hier zu tun haben.
Steven ‚actus Gallasch: Guten Abend, ich bin der Steven ‚actus‘ Gallasch, CEO von der Organisation PANTHERS Gaming. Ich bin junge 27 Jahre alt und komme aus dem schönen Berlin. PANTHERS Gaming habe ich im Januar 2014 mit Marcel ‚bonum‘ Bommert gegründet und bis heute aufrecht erhalten. Wir konnten uns mit dem Projekt im skandinavischen, sowie im deutschsprachigen Bereich schon einen Namen machen.

Was war zu Beginn eure Motivation und welche Ziele habt ihr euch am Anfang gesteckt?
Wir haben das Projekt mit dem Ziel gegründet, uns in Deutschland einen Namen zu machen. Natürlich ist es in der heutigen Zeit nicht mehr so einfach, wie man denkt und man muss sehr viel Zeit und Geld investieren. Dieses war uns aber bewusst und auch kein Grund es nicht zu versuchen. Sobald der Name in Deutschland bekannter ist, ist natürlich das Ziel auch international anzugreifen, um dort den Bekanntheitsgrad zu steigern.

Wie kam es dazu, dass zeitnah nach der Gründung der Organisation ein finnisches Team verpflichtet werden konnte? 
Wir haben uns am Anfang überlegt in welcher Region wir mit CS:GO anfangen wollen. Da wir aus der Vergangenheit mehrfach mitbekommen haben, dass es mit deutschen Teams meistens schwieriger ist, als mit schwedischen oder finnischen, haben wir uns entschieden, in Skandinavien etwas Fuß zu fassen. Das Team kam selber auf uns zu und hatte angefragt, ob sie bei uns spielen dürfen. Nach mehreren Gesprächen mit ihnen haben wir festgestellt, dass wir gleiche Ziele haben und den Weg am Anfang mit ihnen gehen wollen.

Wie verlief die Arbeit mit dem finnischen Lineup und was war letztendlich der Grund für die Trennung? 
Die Zusammenarbeit war beispielhaft. Weder das Team noch wir als Organisation mussten auf etwas lange warten, wenn wir es angesprochen hatten (wie zum Beispiel Spielerinfos oder Bilder). Sofern es Probleme gab, wurden diese direkt angesprochen und man hat zusammen daran gearbeitet, um eine Lösung zu finden. Leider war es wie bei vielen Teams so, dass sich das Team nach einer Zeit aufgrund interner Differenzen aufgelöst hat. Wir hatten, nachdem dieses bekannt wurde, noch versucht, mit den restlichen Spielern etwas neues aufzubauen. Dies war aber leider nicht erfolgreich war.

Wie ging es nach dem Bruch mit den Finnen für euch weiter und was waren die Gründe, es dann doch mit einem deutschen Lineup zu versuchen?

Nach dem wir uns vom finnischen Team letztendlich trennen mussten, haben wir uns dazu entschieden, den deutschen Markt anzugreifen. Als deutsche Organisation ist dies in unseren Augen schon ein Muss. Natürlich ist es sehr schwer ohne den richtigen Sponsoren an der Seite gute Teams zu finden. Aber mit genug Eigenkapital kann man diese Zeit gut überbrücken. Wie man sieht, konnten wir uns damit schon zwei Jahre lang halten. Wir sind nicht wieder verschwunden, wie es bei vielen anderen Projekten ist.


„Man muss leider ehrlich sein, dass die meisten deutschen Teams nicht mehr richtig einschätzen können, was Sie fordern können.“


Ihr habt viele deutsche Truppen ausprobiert. Was ist in deinen Augen das größte Problem bei den Teams, wenn sie auf einem (semi)-professionellen Level spielen wollen?
Man muss leider ehrlich sein, dass die meisten deutschen Teams nicht mehr richtig einschätzen können, was sie fordern können. Viele denken, weil sie im Semiprofibereich spielen, direkt das große Geld fordern können, was leider nicht der Fall ist. Wir haben die kompletten zwei Jahre das Prinzip verfolgt: Desto mehr Erfolge und Leistung, umso mehr Support bieten wir. Mit diesem Prinzip sind wir sehr gut gefahren und konnten dadurch auch ein paar starke Teams für die Organisation gewinnen. Ich denke von selbst wird es sich nicht mehr einpendeln, da die Teams immer öfters sehen, was die großen Teams wie PENTA, mousesport oder Ninjas in Pyjamas bekommen.

Aktuell spielt für euch ein Team, welches vorher schon bei anderen, in Deutschland bekannten, Organisationen gespielt hat. In der abgelaufenen ESL Frühlingsmeisterschaft habt ihr den fünften Rang belegt. Wurden die Ziele, die ihr euch für die abgelaufene Season gesteckt habt, erreicht?
Unser Ziel war es eigentlich ein Team zu verpflichten, welches in der ESL Frühlingsmeisterschaft bei den Cups und in der Gruppenphase gut mitspielt. Mit diesem Team wollten wir zusammen versuchen dann die Finals in Duisburg zu erreichen. Nach der Frühlingsmeisterschaftssaison sollte es mit dem Team über die Sommermeisterschaft noch weiter gehen. Wir planen mit Teams immer länger, da wir uns ja auch mit Sponsoren absprechen müssen. Leider hat uns dort die Organisation PKD (Planetkey Dynamics, A.d.R.) einen Strich durch die Rechnung gemacht, weshalb wir dann das alte Team von EyesOnU verpflichtet haben.

Eure Ziele für die kommende Sommermeisterschaft sind aber weiterhin dieselben geblieben: das Erreichen der Finals?
Mit dem neuem Team sind wir sehr stark aufgestellt. Letzte Season konnte das Team schon zeigen, dass er Mannschaften wie PENTA schlagen kann. Wichtig für das Team und uns ist in erster Linie der Erhalt des Coreslots für die darauffolgende Season. Wenn das Team es schafft sich für die Finals zu qualifizieren, freut uns dieses umso mehr und zeigt uns gleich, dass wir hier das richtige Team unter Vertrag genommen haben. Neben der ESL streben wir zusammen noch weitere Ziele an, wie den Aufstieg in die 1. Divison der 99Damage Liga und einen Aufstieg aus der CEVO Main.


„Ein Projekt gründen und einfach laufen lassen, geht sehr selten gut. Man muss leider wirklich sehr viel Zeit investieren.“


Um noch kurz ein anderes Thema aufzugreifen: Welche Tipps würdest du jemandem geben, der vorhat einen Clan oder eine Organisation aufzubauen, welche über längere Zeit bestehen und vielleicht auch erfolgreich werden soll?
Wenn jemand ein Projekt gründen möchte, was auch lange besteht und Erfolge sammelt, sollte man immer bedenken, dass man sehr viel Zeit investieren muss. Ein Projekt gründen und einfach laufen lassen, geht sehr selten gut. Man muss leider wirklich sehr viel Zeit investieren. Das bedeutet, dass man auch an schönen sonnigen Tagen mal zu Hause am PC sitzt um Meetings zu halten oder mit Sponsoren zu verhandeln. Der erste große Schritt ist immer die Homepage. Sobald man eine gute Präsentation im Web hat, geht einiges schon sehr viel leichter. Wichtig ist auch sich am Anfang eher kleinere, als große Ziele zustecken, da man ansonsten sehr schnell enttäuscht werden kann. Was auch ein großer Punkt ist: Am Anfang werdet ihr sehr viel eigenes Geld investieren müssen, bis irgendwann mal ein oder zwei Sponsoren kommen, die finanziell mit einsteigen. Ein Projekt zu gründen ist also kein Zuckerschlecken und sollte auf keinen Fall unüberlegt gemacht werden.

Und was würdest du jemandem mit auf dem Weg geben, der in kleineren Dimensionen denkt und sich ein Team aufbauen möchte? Wie macht man am Besten auf sich aufmerksam und was sollte man beachten?

Spielt am Anfang in kleineren Ligen mit, um das Team von innen heraus zu stärken. Das bedeutet einen guten Spielfluss aufbauen, sodass jeder weiß, was der andere macht und wer welche Aufgaben hat. Sobald ihr das verkörpert, versucht ihr euch an größeren Ligen, wo auch die Organisationen ihren Fokus drauf legen. Sobald man dort gute Erfolge und solide Leistung von euch sieht, werden automatisch Organisationen auf euch aufmerksam und sprechen euch an. Ist dieser Schritt getan, bleibt immer realistisch was Support seitens der Organisation angeht. Also schaut euch selber die aktuelle Leistung eures Teams an und entscheidet anhand dessen. Natürlich ist es verständlich das man etwas mehr fordert, dadurch habt ihr einen gewissen Puffer für die Verhandlungen. Nach der ersten bekannten Organisation wird es in der Zukunft dann auch leichter, andere auf sich aufmerksam zu machen. So etwas geht aber nicht von heute auf morgen und fordert auch von euch viel Disziplin
 
Dann bedanke ich mich an dieser Stelle ganz herzlich für das Interview mit dir.
Ich bedanke mich für das nette Interview mit dir. Es war sehr schön auch durch die Fragen mal ein bisschen in die Vergangenheit zu gehen, um selber zu sehen, was wir bisher eigentlich alles geschafft haben. Ich hoffe dadurch verstehen nun auch manche die Sicht der Organisationen etwas besser.

Wer sich weiter über die Panthers informieren möchte, kann dies auf ihrer Homepage oder auch über Facebook tun. 

Das Interview hat Sebastian ‚Kontra‘ S. für euch geführt.

Redaktion escene.de

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