Dennis Schmidt: Mit einer Teamverpflichtung geht man immer ein Risiko ein

31.10.2016 20:45

imageWo sich eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo eine neue. So auch bei KILLERFISH eSport, das unter dem neuen Namen DIVIZON weiterlebt, obwohl beim ehemaligen Hauptsponsor KILLERFISH Hot Energy demnächst der letzte Tropfen zuckerhaltiger Energie-Brause über den Ladentisch gehen wird. Wir haben mit Dennis Schmidt, CEO der neuen Marke DIVIZON und auch zuvor bereits Verantwortlicher bei KILLERFISH eSport, über die Ziele, die Risiken und Chancen einer neuen Organisation in Deutschland gesprochen.


»Wir kamen schnell zu dem Entschluss, eine eigenständige Marke aufzubauen«

escene.de: Ihr habt mit DIVIZON ein neues Projekt ins Leben gerufen und dafür das Kapitel KILLERFISH eSport beendet. Was waren die Gründe, dass Killerfish das Engagement im eSport beendet hat?
Dennis Schmidt: Zu Beginn des Jahres hat KILLERFISH Hot Energy uns über die Schließung des Unternehmens informiert, sodass wir ausreichend Zeit hatten, uns für die Zukunft aufzustellen. Dabei handelt es sich nicht nur um das Einstellen des Engagements im elektronischen Sport, sondern das gesamte Produkt beziehungsweise das gesamte Unternehmen. 2017 werden hier die Tore schließen und Killerfish Hot Energy wird vom Markt verschwinden. Seit dem Jahr 2011 haben wir sehr ehrlich und loyal zusammengearbeitet, weshalb wir auch die Option hatten, KILLERFISH eSport weiterzuführen. Jedoch hat das Werksteam stark auf den Energy Drink aufgebaut und nun möchten wir mit unserer neuen Hausmarke eine spannende Geschichte schreiben.

Wie lange hat es gedauert, bis ihr die ersten Pläne für eine eigene Marke dann auch in die Realität umgesetzt habt?
Nachdem wir über die Zukunft von KILLERFISH Hot Energy informiert wurden, haben wir uns allgemein Gedanken gemacht, wie die Zukunft der GAMER FACTORY UG aussehen soll. Ob wir weiterhin an KILLERFISH eSport festhalten wollen oder ob wir eine neutrale eigene Marke entwickeln und etablieren wollen. Schnell kamen wir zu dem Entschluss, eine eigenständige Marke aufzubauen, denn wir konnten seit 2011 einige Erfahrungen sammeln, welche wir nun optimal bei einer neuen Marke einsetzen können. Letztendlich kann man sagen, dass wir uns seit ungefähr neun Monaten mit dem Thema und der Marke DIVIZON beschäftigen.

Wie sehr hilft es euch beim Aufbau von DIVIZON, dass ihr bereits mit KILLERFISH eSport Erfahrungen sammeln konntet? Was wollt ihr grundlegend anders machen, welche Fehler kein zweites Mal begehen und was hat vielleicht besonders gut funktioniert, was ihr auch auf DIVIZON anwenden wollt?
Ich denke, wir haben uns bei KILLERFISH eSport weiterentwickelt und wichtige Erfahrungen sammeln können. Diese möchten wir natürlich bei DIVIZON einbringen und werden uns enorm bei dem Aufbau der neuen Marke helfen. Wir haben für DIVIZON eine konkrete Vorstellung, wie die Marke wirken soll und welche Werte wir transportieren wollen. Im Vordergrund stehen die Leidenschaft für den eSport und eine hohe Professionalität, aber vor allen Dingen auch die Bereitschaft, mit viel Herzblut und Arbeit die gesetzten Ziele zu erreichen. Dabei sollen diese nie aus den Augen verloren werden und auch durch Originalität und Beständigkeit wollen wir punkten. Das ist vielleicht das, was wir grundlegend anders machen wollen, als es zuvor bei KILLERFISH eSport der Fall war. Wir können und wollen der Marke ein Gesicht geben und diese nicht nur zu einer reinen eSport Organisation formen. Festhalten möchten wir an den Organisationsstrukturen und den integrierten Arbeitsabläufen. Diese sind bei uns eingespielt und haben in der Vergangenheit immer zu guten Ergebnissen geführt, deshalb werden wir diese auf jeden Fall übernehmen und später weiterentwickeln. In Zukunft werden wir auf keinen Fall Mitarbeiter oder Spieler in den eigenen Reihen haben, welche nicht motiviert sind und wirklich ein Ziel vor dem Auge haben. Das ist vielleicht ein Fehler, den wir uns oder ich mir persönlich eingestehen muss. Letztendlich ist die Marke das Wichtige und hier können wir nur unsere Ziele erreichen, wenn jeder Mitarbeiter und jeder Spieler motiviert ist und mitzieht.

Wo siehst du DIVIZON in einem Jahr?
In meinen Augen ist der eSport zu schnelllebig, um hier eine realistische Aussage treffen zu können. Fast täglich können sich die Rahmenbedingungen ändern, die eine zuvor getroffene Aussage direkt hinfällig werden lässt. Beispielhaft seien hier nur das Hinzukommen eines großen bekannten Sponsors oder das Erzielen wichtiger sportlicher Erfolge. Genau so gut kann es natürlich auch entgegengesetzt passieren, dass man Sponsoren verliert und mit Niederlagen zu kämpfen hat.


»Der Markt in Deutschland hat sich gut entwickelt«

Gibt es in Deutschland oder international eine Organisation, von der du denkst, dass sie besonders gute Arbeit leistet und die als Vorbild für DIVIZON gelten könnte?
International gibt es wirklich viele Organisationen, welche hervorragende Arbeit leisten und nicht nur durch sportliche Erfolge auf sich aufmerksam machen. Ich denke, hier könnte man mehrere internationale Organisationen nennen, sodass ich für uns jetzt keine als Vorbild bestimmen kann und möchte. In einer gewissen Art und Weise soll unsere Marke eine eigene Entwicklung hinnehmen, obwohl man sich natürlich gerne von großen internationalen, aber auch nationalen Organisationen inspirieren lässt. Denn auch auf dem nationalen Markt gibt es in meinen Augen einige Organisationen, welche eine tolle Entwicklung hingelegt haben.

Ihr habt auf ein CS:GO-Team gesetzt, das zur großen Überraschung der ESLM-Saison werden könnte, jedoch auch schon seitens der Community kritisch beäugt wurde. Muss man automatisch ein Risiko eingehen, wenn man als Organisation auf ein junges Team setzt?
Meiner Meinung nach geht man als Organisation beziehungsweise Unternehmen bei einer Teamverpflichtung immer ein Risiko ein. Gerade wenn man sich als neue Marke etablieren möchte und noch nicht die ganz großen Budgets zur Verfügung hat, muss man mit einem erhöhten Risiko Spieler und Teams verpflichten. Natürlich ist es ein Unterschied, ob ich ein neu zusammengestelltes Team verpflichte oder ein Team, welches schon über einen längeren Zeitraum zusammengespielt hat und schon bei dem ein oder anderen Wettbewerb vertreten war. Uns war es wichtig, dass wir ein Team mit motivierten Spielern verpflichten, welche sich in der Zukunft weiterentwickeln können und hierzu auch bereit sind, das Ganze als ernsthaftes Hobby zu behandeln.

Oftmals wird deutschen Teams und Spielern vorgeworfen, dass sie zu hohe Erwartungen haben. Siehst du die Forderungen vieler Teams als unrealistisch an oder denkst du, dass der Markt in Deutschland aktuell vernünftig hinsichtlich Gehälter, Preisgelder und Sponsoren-Gelder arbeitet?
Der Markt in Deutschland hat sich gut entwickelt, muss aber dennoch im internationalen Vergleich um einiges wachsen. Deutschland ist im europäischen Vergleich ein konsumreiches und wirtschaftlich starkes Land, weshalb ich der Meinung bin, dass der nationale Markt sich wirklich noch mehr dem internationalen anpassen muss. Gerade in der Breite sollte sich der Markt verändern, sodass mehr nationale Turniere mit hohen Preisgeldern angeboten werden können, aber auch mehrere Organisationen sich noch mehr professionalisieren können. Hierbei denke ich vor allem daran, dass Mitarbeiter und Spieler diese Tätigkeit als Beruf in Vollzeit ausführen können. Letztendlich muss man aber auch sagen, dass jeder seines Glückes Schmied ist und es selbst in der Hand hat. Sobald eine Organisation internationale Gehälter zahlen kann, ist sie nicht mehr auf den nationalen Markt angewiesen.
Vielen Dank, die letzten Worte gehören natürlich dir!
Ich möchte mich erstmal bei Dir für dieses Interview bedanken. Des Weiteren möchte ich mich an dieser Stelle nochmal bei unserem jahrelangen Partner KILLERFISH Hot Energy bedanken, welche uns eine freundschaftliche, loyale und spannende Zusammenarbeit ermöglicht haben. Ich hoffe, dass wir mit der neuen Marke DIVIZON in Zukunft die Menschen erreichen und auch für die Marke begeistern können. Wir haben viele kreative und tolle Ideen, welche wir in den kommenden Wochen und Monaten umsetzen wollen. Erste Ansätze können schon auf unserer Homepage und den Social Media Kanälen eingesehen werden. Schaut auf divizon.eu vorbei und teilt uns gerne euer Feedback mit!

Michael Decker

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