Die Bedeutung der Academy-Teams im E-Sports

25.02.2018 08:22

Sie sind mit Stars gespickt, tragen die Namen großer Organisationen und haben auf kompetitiver Ebene doch keine wirkliche Bedeutung; die Rede ist von den Academy Teams im E-Sports. Bereits in der Vergangenheit unterhielten größere Organisationen in aller Welt eine solche Zweitmannschaft, die immerhin so manchem Star von heute den Sprung in den Profi-Bereich ermöglichte. Nun sind sie allerdings so wichtig, wie noch nie zuvor.

Die Rolle der Academy Teams im E-Sports

Die erste große Neuerung, die das eSport-Jahr 2018 mit sich brachte, wardie Einführung von Franchise-Ligen. Das Modell des Franchises, das in den USA von Blizzard mit der Overwatch League und der NA LCS von Riot Games betrieben wird, sieht eine zweite Liga vor, in denen die Academy Teams der Organisationen gegeneinander antreten sollen. Gerade in der NA LCS sind die Academy Teams längst nichts unbekanntes mehr. Organisationen wie Cloud9 unterhielten über viele Jahre eine Zweitmannschaft und auch in der EU LCS hatte das Konzept bereits Erfolg.

So erspielten sich zum Beispiel im EU Challenger Series Spring Split 2017 zwei Academy Teams den Aufstieg in die EU LCS; beide Teams bzw. deren erspielter Startplatz in der EU LCS mussten jedoch von ihren Besitzern (in diesem Fall Fnatic und Misfits Gaming) verkauft werden. Der Hauptgrund, sich ein Academy Team ‚zu halten‘ war das eingenomme Geld durch den vom Team erspielten LCS Platz. Dabei rückte die Talentförderung eher in den Hintergrund, jedoch soll sie nun mehr Relevanz gewinnen.

Verbot von Academy-Teams in den Top-Ligen

Mit dem Aufstieg von Fnatic und Misfits Academy wurden zudem die Academy Teams in Europa und den USA vorerst zu Grabe getragen, da eine neue Regelung von Riot Games den Organisationen verbot, mehr als ein Team in offiziellen von Riot organisierten Ligen zu unterhalten. Von den Teams der EU LCS behielt lediglich Mysterious Monkeys (man kaufte den Slot von Misfits Academy) ein Academy Team, dass jedoch in der ESL Meisterschaft antrat, welche nicht von Riot organisiert wird und auf kompetitiver Ebene kaum Relevanz besitzt. Mit der Einführung der Franchises in den USA sind die Academy Teams im E-Sports jedoch wieder auf den Plan getreten – und nehmen dabei eine wichtigere Rolle den je ein.

Misfits Academy Team E-Sports
Das Misfits Academy Team nach dem Aufstieg in die EU LCS

Schwesterteams und große Line-Ups

Bis zum Jahr 2014 war es im koreanischen League of Legends gang und gäbe, dass eine Organisation zwei Teams gleichzeitig unterhielt. Diese ‚Schwesterteams‘ boten den Vorteil, dass man interne Scrims absolvieren konnte und so in direkter Absprache mit dem Scrimpartner explizite Strategien trainieren konnte, ohne das Risiko einzugehen, dass dabei Informationen nach außen gelangen könnten. Den selben Zweck erfüllen nun die Academy Teams. Am Beispiel des Teams Echo Fox wird hier deutlich, dass man dies bereits vor dem Franchise versuchte umzusetzen um sich so einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu sichern. In der Overwatch League werden die Academy Teams mit Beginn der zweiten Stage der ersten Saison aktiv und werden gegen andere mit anderen professionellen Teams, die nicht in der Overwatch League vertreten sind, in den Overwatch Contenders spielen.

Eine weitere populäre Variante um teaminterne Scrims zu ermöglichen ist die Verdopplung der Spielerzahl des eigenen Line-Ups. Dies bietet neben der Möglichkeit von mehr oder weniger geheimen Trainingseinheiten auch für den Coaching Staff des jeweiligen Teams eine breitere taktische Palette. In League of Legends wurde dies zumindest von westlichen Teams noch nicht erfolgreich umgesetzt, doch in der Overwatch League sieht es anders aus. So spielten in der Stage One der Overwatch League Season 1 zwölf Spieler unter der Flagge von London Spitfire. Spitfire konnte sich letzten Endes zum Sieger krönen, doch auch in anderen Teams wurde zwecks taktischer Vielfalt mit großen Rostern gearbeitet.

London Spitfire Team
Das 12-Mann-Roster von London Spitfire

Was bringt die Zukunft für Academy Teams im E-Sports?

Künftig soll in League of Legends neben der NA LCS auch die EU LCS in einen Franchise transformiert werden, Vor- und Nachteile dessen haben wir bereits an anderer Stelle behandelt. Die Academy Teams, die damit auch in Europa Einzug halten würden, brächten vor allem der Talentförderung und somit indirekt der Community so manchen Vorteil, sollte weiterhin in Nordamerika das große Geld winken, und nicht in Europa. In diesem Fall müssten die Organisationen auf talentierte Nachwuchsspieler bauen, anstatt anderswo teuer einzukaufen. Beispielsweise spielt der ehemalige League of Legends Weltmeister Chae ‚Piglet‘ Gwang-jin für das Academy Team von Clutch Gaming in Nordamerika, obwohl er definitiv noch mit den besten AD-Carries der NA LCS mithalten könnte. Doch auch in Overwatch steht demnach, was die Teams der Overwatch League bisher nach außen kommunizierten, die Talentförderung mit Hilfe der Academy Teams im Vordergrund.

Das zuletzt Genannte sollte meiner Meinung nach auch die Aufgabe eines Academy Teams im E-Sports sein. Junge, talentierte Spieler bekommen darüber die Möglichkeit, in einer professionellen Umgebung Erfahrungen zu sammeln, ohne direkt auf der ganz großen Bühne spielen zu müssen. In der Vergangenheit wurde in Sachen Academy Teams jedoch bereits vieles richtig gemacht und sollte sich dieser Trend fortsetzen, können wir uns bald auf eine größere Varianz an professionellem eSport freuen.

Bildquelle: Misfits Gaming, London Spitfire

Gregor V

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