pulzG: Ich verstehe den schlechten Ruf der deutschen Community

Timo ‚pulzG‘ Walter spielte fünf Monate bei FAB Gaming. Nun ist er seit Anfang des Jahres Entry Fragger bei Planetkey Dynamics. Obwohl das Lineup noch nicht sehr lange zusammen spielt, schaffte das deutsche Team die Qualifikation zum Halbfinale der Finals der ESL Frühlingsmeisterschaft 2017. Mit einem Sieg gegen ALTERNATE aTTaX könnte der Traum, sich für ein Minor zu qualifizieren, deutlich näher kommen. Neben einigen Fragen zu seinem Team, sprach er mit escene über die deutsche CS:GO-Community und seinen Werdegang.

escene: Nach dem Lineup-Wechsel Anfang des Jahres wurde ein komplett neues Team zusammengestellt. Wie ist diese Aufstellung entstanden? Kanntet ihr euch bereits vor dem Wechsel?
Die Basis des Teams waren Alexander ‚alexRr‘ Frisch und Marko ‚kressy‘ Dordevic, die bei DIVIZON zusammen gespielt haben. Die Beiden suchten nun passende Spieler, um ein fähiges Lineup zu stellen. Als erster Spieler stieß Robin ‚r0bs3n‘ Stephan hinzu, der nach Zerfall seines alten Teams freigeworden ist. Außerdem hatte man schnell Franz Otto ‚oddo‘ Geiger im Visier, der Probleme in seinem alten Team hatte, aber trotzdem immer durch seine Leistungen herausstach. Nachdem nun das Grundgerüst fest stand, wurde mit mir als Entry der passende fünfte Spieler gefunden.

Bist du mit dem jetzigen Lineup zufrieden? Gab es vielleicht auch andere Konstellationen, an die du gedacht hast?
Ich bin sehr froh, ein Teil dieses Lineups zu sein.
Wer hätte denn gedacht, dass wir nach dem German Shuffle als eines der Gewinnerteams dastehen und solche Ergebnisse erzielen, obwohl wir im Grunde genommen nur Spieler zweiter Wahl waren.
Die meisten sahen zurecht BIG als größten Favoriten und danach ALTERNATE aTTaX, EURONICS Gaming und Team BERZERK als Mitkonkurrenten. Jedoch haben wir sehr hart gearbeitet und direkt nach vier Wochen Training in Finnland bei der Assembly Winter gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist.

Der Sieg der German Clash Liga S1 war sicherlich ein guter Einstieg, nachdem ihr erst seit ca. vier Monaten zusammen spielt. Wie habt ihr die Chancen vor Beginn der Liga gesehen und vor welchem Gegner hattet ihr am meisten Respekt?
Wir wussten von Anfang an, dass wir einer der Favoriten sind, da das Teilnehmerfeld nicht mit der EPS beziehungsweise 99Damage zu vergleichen ist. Natürlich hatten wir auch Respekt vor den Teams, namentlich BERZERK, DIVIZON und LeiSuRe.

Das Finale gegen DIVIZON schien ziemlich einfach für euch. Wie habt ihr das Spiel empfunden? Habt ihr eigene Taktiken für das Spiel gegen das Team um André ‚Kirby‘ Kempa entwickelt?
So einfach war es dann doch nicht. Wir haben unseren Map Pick verloren und waren dadurch hinten. Jedoch haben wir uns dann zusammengerafft und haben ziemlich deutlich die zweite und dritte Map gewonnen. Vorbereitet haben wir uns nicht, jedoch merkte man bei den Spielen, dass DIVIZON sich auf uns vorbereitet hat und mussten dadurch unser Spiel etwas verändern.

Am 6. Mai spielt ihr in Duisburg gegen ALTERNATE aTTaX. Grund für diese Begegnung ist das Halbfinale der Finals der ESL Frühlingsmeisterschaft 2017. Wie schätzt du eure Gegner ein? 
Mit aTTaX haben wir einen Gegner bekommen, der ziemlich stark ist und in Deutschland als Nummer zwei gilt. Wir wollen uns jedoch beweisen, dass wir auch Teams wie aTTaX und BIG besiegen können und wollen die ESL Meisterschaft gewinnen.

Mit Jérôme ’shiddy‘ Tóth habt ihr einen sehr erfahrenen CS-1.6-Spieler als sechsten Mann. Ist der Unterschied von CS 1.6 zu CS:GO nicht sehr gravierend? Wie bringt er seine Erfahrungen mit ein?
Klar ist der Unterschied zu 1.6 groß. Unser Coach soll auch mehr als Motivation und Kommunikationshilfe dienen. Außerdem analysiert er Fehler, die ein Spieler macht und geht mit den Spielern diese ausführlich durch.

Du spielst nun seit ca. zehn Monaten aktiv im deutschen CS:GO-eSport. Wie ist dein Fazit aus dieser Zeit? Wie empfindest du den deutschen eSport bezüglich Größe, Qualität und Organisation?
Meine Meinung ist, dass der deutsche eSport noch zurück liegt, verglichen mit anderen Ländern wie Schweden, Frankreich oder Dänemark. Man erkennt aber trotzdem, dass der eSport sich in Deutschland weiter entwickelt und vergrößert. Die Qualität ist so eine Sache. Es gibt leider noch nicht viele Teams, die international mithalten können und ich glaube der richtige Step ist, solche Projekte wie BIG ins Leben zu rufen. Mit einem eigenen Teamhaus kann man einfach leichter zusammen arbeiten und kann sich auf das Spiel besser fokussieren. Ich hoffe, dass in Zukunft mehrere solcher Projekte geplant werden und dadurch möglicherweise ein deutsches Top-Team entsteht.

Die deutsche Community hat in CS:GO nicht den besten Ruf. Wie siehst du das Ganze? Bist du zufrieden mit der Community?
Nun ja, wenn ich ehrlich bin, verstehe ich diesen Ruf. Die Community versteht nicht, dass es nicht ganz so einfach ist, international etwas zu erreichen. Die meisten Teams, ich spreche jetzt von Tier 1-3, sind nun mal Fulltime-Teams und können einfach besser und effektiver trainieren als deutsche Teams. Ich nenne euch mal ein Beispiel: Wir spielen gegen Tricked um 19:00 Uhr. Sie fangen um 15:00 Uhr an und sind einfach schon richtig eingespielt und besser vorbereitet. Wir hingegen können erst um 18:00 Uhr anfangen, da mehrere von uns arbeiten, studieren oder zur Schule gehen und gehen dadurch meist nicht eingespielt in die Matches.

Du bist noch ganz am Anfang deiner Karriere. Hast du persönlich besondere Ziele in deiner Laufbahn? In welchem internationalen Team würdest du am liebsten spielen?
Mein Ziel ist es international Fuß zu fassen und uns für ein Minor zu qualifizieren. International würde ich am liebsten für FaZe Clan spielen.

Wir von escene.de wollen uns recht herzlich für das Interview bedanken und wir wünschen dir und Planetkey Dynamics noch viel Erfolg.